Sabine Ernst vom NatureBased® Mantrailing Zentrum gewährt der Natural Dogmanship® Zentrale einen tollen Einblick ins Thema “Mantrailing” 😀
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Hallo Sabine! Ich freue mich, dass ich dich heute zum Thema Mantrailing interviewen darf! Erklär doch bitte kurz zum Einstieg, was beim Mantrailing eigentlich passiert.
Sabine Ernst:
Mantrailing ist eine Form der Suche, bei der der Hund in Zusammenarbeit mit seinem Menschen eine Menschenspur verfolgt. Dem Hund wird ein Geruchsartikel präsentiert, damit er den Geruch des Menschen aufnehmen kann. Das kann ein Gegenstand sein, der der Person gehört, wie etwa ein Kleidungsstück. Es genügt aber auch eine Stelle, die die Person zuvor berührt hat, zum Beispiel ein Laternenpfosten. Der Hund speichert diesen Geruch ab und sucht ihn in der Umgebung, um ihn dann zu verfolgen. Wir Menschen verlieren in jeder Sekunde kleinste Partikel, wie Hautschuppen oder Haare, die von Bakterien zersetzt werden. Bei diesem Zersetzungsprozess entstehen sozusagen Geruchswolken, die sich durch Umwelteinflüsse wie Thermik, Niederschlag, Wind etc. im Gelände verteilen.
Diesem Geruch können unsere Hunde folgen und somit den Menschen zur Versteckperson führen und diese anzeigen. Ein Trail setzt sich also aus Startsituation, in der der Geruch dem Hund präsentiert wird; dem Spurverlauf durch das Gelände und der Fundsituation zusammen. Ein guter Mantrailing Coach kann durch geschickte Planung beeinflussen, wie leicht oder schwer der Trail, also die Spur, für den Hund zu verfolgen ist und wo Herausforderungen eingebaut werden. Kreuzungen zum Beispiel können schwierig sein, weil sie vom Hund eine Entscheidung verlangen, mit welchem Abzweig er die Spur weiter verfolgen kann. Außerdem können Barrieren, wie etwa Türen u.ä., eingebaut werden, bei denen der Hund auf die Mithilfe des Menschen angewiesen ist. Beim Mantrailing arbeiten also der Hund, der Trailer und der Coach Hand in Hand zusammen.
ND:
Welche Voraussetzungen müssen denn Mensch und Hund mitbringen, um Mantrailing machen zu können?
Sabine Ernst:
Also normalerweise würde man vielleicht erwarten, dass der Hund schon wer weiß was an Vorarbeit oder an Leistung gezeigt haben sollte – dem ist nicht so. Meine Meinung ist, dass der Hund alles mitbringt, was er braucht, um Mantrailing machen zu können. Es geht eigentlich lediglich darum, dass Hund und Mensch eine Bereitschaft mitbringen, miteinander zu arbeiten und als Team auf die Suche zu gehen.
ND:
Wie sieht es denn mit körperlichen Voraussetzungen aus? Wie ist das zum Beispiel bei Hunden mit kurzer Nase oder Hunden, die körperlich nicht mehr so schnell sind?
Sabine Ernst:
Der Vorteil beim Mantrailing ist, dass, wenn man einen Coach hat, der einem die Aufgaben stellt, alles angepasst werden kann an das, was der Hund leisten kann. Mit einer guten Begleitung ist da noch jede Menge drin und man muss nicht sagen, dass ein Hund aufgrund körperlicher Defizite gar nichts machen kann. Es gilt einfach erstmal zu schauen, inwieweit man den Trail an die körperlichen Voraussetzungen des Mensch-Hund-Teams anpassen kann.
ND:
Teamarbeit wird beim Mantrailing groß geschrieben. Was ist denn die Aufgabe des Menschen dabei?
Sabine Ernst:
Es gibt verschiedene Umsetzungen des Mantrailings. Man sieht bei einigen Umsetzungen, dass der Hauptkern der Arbeit vom Hund erledigt wird. Bei meiner Umsetzung des Mantrailings ist es so, dass der Mensch mindestens zu gleichen Teilen mitarbeitet. Das bedeutet, ich sehe Mantrailing als 50/50 Arbeit und der Mensch bekommt genauso viel zu tun wie der Hund. Ich teile das so auf, dass der Hund mit seiner ausgeprägten Nasenleistung den Nasenpart übernimmt, also die Suche mit der Nase, und der Mensch die Manageraufgabe übernimmt.
Das heißt, dass er Entscheidungen trifft, was wann wie gemacht werden kann oder auch nicht, weil zum Beispiel die Umgebung bedingt, dass man erstmal nicht weiter arbeiten kann. Es geht zum Beispiel viel um Sicherheitsaspekte, die der Mensch übernimmt, sodass sich der Hund nicht um all diese Dinge auch noch kümmern muss. Es ist schön, wenn der Hund seine Nasenarbeit entspannt machen kann, weil das genau sein Potential ist. Das Potential des Menschen ist eben, dass er als Manager die Übersicht behält und auch viele Denkprozesse leistet und so seinen Teil dazu beitragen kann, dass beide am Ende Erfolg haben.
ND:
Du hast gesagt, dass der Mensch die Managerrolle übernimmt. Hast du ein Beispiel, wo der Mensch eingreift, weil er eine Fähigkeit mitbringt, die den Hund unterstützt?
Sabine Ernst:
Ja, wir nehmen mal ein Beispiel, wo eine Spurarbeit in einen schwierigen Kreuzungsbereich hineinführt, wo der Hund zwar mit seiner Nase den Trail gut verfolgen könnte und auch den richtigen Abzweig findet – aber jetzt haben wir hier viel Verkehr und da muss der Mensch sagen, „Stopp, wir können hier nicht einfach drauf los trailen und quer über die Kreuzung gehen, nur weil der Geruch hier gut zu lesen ist“. Hier würde der Mensch als Manager auftreten und sagen „Bis hierher können wir mit der Nase gut und sicher arbeiten, jetzt müssen wir aber eine Pause einlegen und warten, bis der Verkehr es zulässt, dass wir die
Straße kreuzen und auf der anderen Straßenseite weiterarbeiten können“. Ein anderer Punkt wäre die gleiche Situation: Wir trailen in einen Kreuzungsbereich rein und unser Trail führt mitten durch eine Gruppe Menschen, die vielleicht sogar noch den ein oder anderen Hund mitführen. Da würde der Trailer auch sagen, „Da laufen wir nicht einfach durch“, sondern wir würden zur Seite gehen, die Gruppe durchlassen und dann erst die Nasenarbeit weitermachen.
Es ist ganz wichtig, dass der Mensch aktiv ist, die Übersicht behält und entscheidet, was wird gemacht und was nicht. Er managed sozusagen das Durchkommen durch das Gelände. Der Mensch leistet auch Hilfestellung, indem er sich Wissen aneignet über die Geruchslandschaft, in der die Hunde dann arbeiten, in der sie sich orientieren, den Trail verfolgen. Kommen die Hunde an eine schwierige Stelle, wo sie geruchlich nicht weiterkommen, dann könnte man jetzt sagen – das findet man oft in anderen Umsetzungen des Mantrailings – „Okay, DU hast die Nase. DU musst hier weitersuchen!“. Bei meiner Umsetzung, Nature Based Mantrailing, ist hier der Mensch gefragt. Er kann versuchen, sich in dem Moment anhand seines Wissens über Geruchsverteilung zu erklären, warum der Hund ein Problem und wo der Hund wieder Geruch finden könnte. Das heißt, der Mensch bringt sein Wissen ein und kann das mit dem Gelände abgleichen – wo gibt es Möglichkeiten, wo kann ich meinen Hund weiterarbeiten lassen, damit er mit seiner Nase wieder weiterkommt. Das heißt, ich sage meinem Hund ganz klar „Hier kommen wir nicht weiter. Ich hätte aber eine Idee, ich bringe dich an eine andere Stelle im Gelände, dort kannst du versuchen weiterzukommen“. So wird der Ball bei der Teamarbeit immer hin- und hergespielt.
ND:
Wie kann das denn passieren, dass der Hund nicht mehr genügend Geruch hat?
Sabine Ernst:
Der Klassiker ist, dass der Wind dieses Areal, wo ich mich befinde, so sehr bearbeitet hat, dass der Geruch überhaupt nicht mehr dort aufzufinden ist. Es ist wichtig für den Mantrailer, sich viel Wissen darüber anzueignen, was die Geruchsverteilung angeht, das heißt, welche Umwelteinflüsse wirken hier darauf ein, dass mein Hund tatsächlich keinen Geruch mehr hat? Wir lernen viel über Thermik beim Mantrailing, dass der Geruch vielleicht sogar nach oben gebracht ist, sodass der Hund wirklich nicht weiterarbeiten kann und dass ich mich nicht hinstellen kann und sage „Mach mal weiter! Find eine Lösung!“.
Hier wird gesagt, „Wir müssen woanders hin“. Diesen logischen Fleck müssen wir Menschen herausfinden und unseren Hund dort weiter arbeiten lassen zu können. Mantrailing bietet ganz viel Aneignung von Wissen und Kennenlernen von der Geruchswelt und das Verstehen, warum der eine Trail leicht ist – vielleicht auch zu leicht, dann können wir überlegen, wie wir die Aufgabe noch schöner gestalten können, oder ob es so schwer ist, dass es unfair wäre, vom Hund zu verlangen „Mach mal alleine weiter! Du hast ja die Nase!“.
ND:
Das heißt, der Mensch versteht, wie sich der Geruch in einem Gelände bewegt und kann deshalb verstehen, warum der Hund an einer bestimmten Stelle Schwierigkeiten hat und daraufhin würde er überlegen, an welcher Stelle im Gelände der Geruch sich sammeln könnte oder günstiger verteilt, sodass der Hund weiter arbeiten kann. Das heißt, es muss gar nicht so sein, dass der Mensch weiß, wo es weitergeht, sondern er würde einfach analysieren, wie sich der Geruch bewegt haben könnte, um für den Hund wieder bessere Bedingungen zu liefern?
Sabine Ernst:
Ja genau!
ND:
Was hat dich denn am Mantrailing so begeistert, dass du dich entschieden hast, dich ganz auf das Mantrailing zu spezialisieren?
Sabine Ernst:
Ja, das hat mein Hund mitgebracht, der aus dem Süden stammt und ein sehr ernsthafter Jäger ist und anspruchsvolle Aufgaben braucht. Für mich war das Mantrailing eine Möglichkeit, in der ich mich mit hineinbegeben konnte in die Welt der Hunde, die Welt der Gerüche und in der ich auch zeigen kann, dass ich da mitspielen kann. Ich musste da ganz viel lernen über die Geruchswahrnehmung der Hunde und so hat mein Hund mich schätzen gelernt, weil ich ihn verstanden habe und wir gemeinsam in seiner Welt aktiv waren. Das ist etwas, was mich sehr fasziniert hat, einmal wegen der attraktiven Aufgaben, die Schwierigkeitsgrade, die man bieten kann und einmal, weil wir gemeinsam auf einem Level unterwegs sind in einer Welt, in der sich mein Hund eh orientiert. Das hat für mich das Mantrailing am meisten geboten. Ich merke das auch bei meinen Teilnehmern, dass da ganz schnell eine gegenseitige Wertschätzung zwischen Mensch und Hund da ist.
ND:
Ja, schön! Jetzt hast du dein eigenes Mantrailing Konzept erarbeitet, nämlich Nature Based® Mantrailing. Was ist denn das Besondere daran?
Sabine Ernst:
Ja, die Eckpfeiler von Nature Based Mantrailing beinhalten zuallererst mal die Darstellung der Teamarbeit. Jeder bekommt seine Aufgabe, natürlich angepasst an das, was geleistet werden kann, je nachdem, was Mensch und Hund mitbringen. Ressourcenorientierte Fokussierung bedeutet, dass der Hund leben kann, was er von Natur aus mitbringt, wie auch den Jagdinstinkt, aber eben so dosiert, dass es hier in unserer Gesellschaft einen Platz findet. Mantrailing sehe ich als jagdliche Beschäftigung und finde, dass der Hund seinen Instinkt dabei gut und fokussiert mit seinem Menschen zusammen leben kann. Bei
Nature Based Mantrailing gehen wir auf die Dinge zurück, die der Hund mitbringt. Da ist der Jagdinstinkt ein ganz wichtiger Bereich. Außerdem hat der Coach beim Nature Based Mantrailing die große Aufgabe, das Team selbstständig zu machen – also weniger anleitet nach dem Motto „Dies und das sollst du tun“, sondern dafür sorgt, dass die Teams sich mit der Zeit selbstständig in den Aufgaben austoben können.
Sie sollen eigenständig auf Abenteuerreise gehen und sich dabei gut und sicher fühlen, sodass die Bedürfnisse des Hundes befriedigt sind, aber auch der Mensch sich dabei wohlfühlt und dass das gegenseitig auch bemerkt wird und zusammen gelebt werden kann. Ein Kernpunkt beim Nature Based Mantrailing ist außerdem der Mittelteil, also die Spurarbeit. Wir fokussieren uns weniger auf die Fundsituation, sondern mehr auf die eine interessante und wohltuende Teamarbeit während des Verfolgens des Trails. In die Spurarbeit kann man die schönsten Aufgaben reinlegen, was die Zusammenarbeit betrifft. Natürlich ist auch wichtig, dass der Hund am Start einen guten Einstieg findet und auch, dass wir am Ende bei der Versteckperson ankommen und auch da kann man Aufgaben zur Teamarbeit integrieren, aber die Gestaltung des Spurverlaufs, das ist für mich das Interessante. Da kann ich auch durch verschiedene Aufgaben einen positiven Effekt für die Mensch-Hund-Beziehung erreichen. Es kann viel miteinander erlebt werden. In anderen Mantrailing Umsetzungen findet man das oft nicht, da geht es nur um das Ankommen und das nennt man dann „Opferbindung“, das sagt schon viel aus.
ND:
Okay, das heißt, es ist schon so, eigentlich bei allen Mantrail-Arten, dass man am Anfang dem Hund einen Geruch präsentiert, dass man dann eine Spur verfolgt und dass man am Ende auch bei der Person ankommt, aber was dir bei Nature Based Mantrailing wichtig ist, ist, WIE man ankommt und das, was du bei anderen Umsetzungen häufig findest, ist, dass nur zählt, DASS man ankommt und dass auf dem Weg häufig aber für die Mensch-Hund-Beziehung nicht unbedingt förderlich gearbeitet wird, richtig? D liegt mehr dein Fokus drauf?
Sabine Ernst:
Ja genau.
Bei meiner Umsetzung des Mantrailings ist es auch ganz wichtig, dass wir als Menschen Hilfestellung geben. Da, wo der Hund nicht alleine weiter kann, da ist der Mensch parat.
ND:
Wie kann denn Mantrailing einen Mehrwert für die Hundeerziehung schaffen?
Sabine Ernst:
Da geht es darum, dass der Hund beim Mantrailing mitbekommt, was der Mensch alles leisten kann. So ist er viel eher bereit, sich in einigen Dingen zum Einen zurückzunehmen und zum Anderen den Menschen mit in seine Welt hineinzulassen. Dadurch, dass der Hund beim Mantrailing schon gelernt hat, dem Menschen eine Entscheidung zu überlassen, weil sie sich als sinnvoll erwiesen hat, wird er auch im Alltag viel eher bereit sein, den Entscheidungen des Menschen zu vertrauen.
ND:
Okay, das heißt, der Hund begreift die Signale des Menschen als etwas Sinnvolles und nicht als bloße Übung?
Sabine Ernst:
Genau, es geht ganz weg von diesem Übungscharakter. Es geht mehr darum, dass gelebt wird, worin der Hund eh lebt und dass der Mensch sich darauf einlässt und der Hund erlebt, dass man den Menschen ernst nehmen kann. Dann findet meiner Erfahrung nach ein Übertrag nach, sodass der Hund den Menschen auch im Alltag viel mehr als jemanden wahrnimmt, der mit dazu beiträgt, dass man vorankommt, dass man schöne Dinge erlebt, dass man Dinge vielleicht mal nicht machen kann, dass es Regeln gibt. Also eigentlich ist der Kern das Ernstnehmen. Das ist eigentlich wie im Beziehungsleben. Vielleicht hat der eine etwas mit in die Beziehung gebracht, was ihn total interessiert und der andere begibt sich mit hinein und probiert das auch mal und fängt an, das zu verstehen und fängt an, ins Gespräch zu kommen. Die beiden werden gemeinsam aktiv. Man nimmt einander viel eher ernst, als wenn jeder nur in seiner Welt lebt. Und so kann man eher in einer schwierigen Situation als Team agieren und man kann auch dem anderen mal den Vortritt lassen, weil man ihn schon als jemanden erlebt hat, den man ernst nehmen kann.
ND:
Okay. Ich verstehe das so, dass durch das Mantrailing der Mensch besser versteht, in welcher Welt der Hund lebt; der Hund besser verstehen kann, dass der Mensch ihm sinnvolle Hilfestellung geben kann und dass die beiden in dieser Beschäftigung lernen, was sind meine Fähigkeiten, was sind deine Fähigkeiten und wie können wir die gut kombinieren, damit wir Erfolg haben in der Suche. Diese Kraft aus der Beschäftigung kann dann mit in den Alltag übernommen werden, wo der Hund schon viel eher die Erwartungshaltung hat, dass der Mensch Fähigkeiten mitbringt, sodass es sich lohnt, sich freiwillig am Menschen zu orientieren. Hab ich das richtig verstanden?
Sabine Ernst:
Ja und das schöne ist, dass das so indirekt passiert und nicht so direkt eingefordert wird.
ND:
Kann man Mantrailing auch therapeutisch einsetzen, wenn Hunde Probleme mit alltäglichen Situationen haben?
Sabine Ernst:
Mantrailing rettet nicht die Welt, sag ich immer, aber es kann in kleinen Teilen dazu beitragen, dass die Themen besser werden. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass man das nicht einfach drauf los machen kann. Dass ich nicht einfach über die Kölner Domplatte traile und schon liebt mein Hund Menschen, obwohl er vorher Probleme mit Menschen hatte. Das muss wohlbedacht aufgebaut werden. Es wäre dann wichtig, sich einen Mantrailing Coach zu suchen, der sich nicht nur im Bereich Mantrailing auskennt, sondern der sich auch noch andere Kompetenzen angeeignet hat im Bereich der Hundeerziehungsberatung.
ND:
Gibt es Must Have’s, die unbedingt Teil des Mantrailings sein sollten oder umgekehrt No Go’s, wo du sagst, das hat beim Mantrailing nichts verloren?
Sabine Ernst:
No Go’s, klar, sobald Dinge ethisch nicht mehr vertretbar sind. Ganz konkretes Beispiel ist, was wir bei Nature Based Mantrailing zum Beispiel niemals tun, ist, dass wir dem Hund eine Tüte mit dem Geruchsartikel über die Schnauze ziehen, zuhalten, den Hund soundso viele Atemzüge tun lassen und uns dann auch noch einbilden, jetzt hat er den Geruch richtig aufgenommen und abgespeichert und wenn ich das anders tue, dann hat er den Geruch nicht erfasst. Das ist ethisch überhaupt nicht vertretbar! Man zieht keinem Lebewesen eine Plastiktüte über den Kopf. Das brauchen wir nicht, das tun wir nicht. Da kommt man absolut an die Grenze, es ist ein No Go, so mit einem Lebewesen umzugehen. Ich muss mich auch nicht über einen Hund drüber stellen und den festklemmen zwischen meinen Beinen, geschweige denn zusätzlich noch die Geruchsartikeltüte über den Kopf ziehen, um starten zu können. Also sobald es an den Körper geht und auch wenn ich den Hund „geistig vergewaltige“, wenn man das so sagen darf, sind das alles No Go’s. Wenn ich einem Lebewesen keinen respektvollen Umgang bieten kann, das ist für mich ein No Go. Ich habe in meinem Unterricht auch schon Fälle gehabt, wo ich sagen musste, hier kommen wir an eine Grenze, was man nicht mit einem Tier machen darf. Das sind oftmals Trailer, die es nicht anders kennengelernt haben. Das tut mir oftmals auch leid für die Menschen, die woanders
gelernt haben, dass man es so tun muss, damit überhaupt Mantrailing machbar ist.
ND:
Der Hund braucht den Geruch gar nicht so intensiv wie mit der Tüte über den Kopf, oder? Der braucht eigentlich viel weniger, um die Aufgabe beginnen zu können?
Sabine Ernst:
Ja, das ist das, was beim Mantrailing auch gelernt werden kann. Zum Beispiel, wie wenig Geruch braucht ein Hund, um sich in die Aufgabe hineinzufinden.
ND:
Und was wäre ein Must Have?
Sabine Ernst:
Ein Must Have ist für mich ein respektvoller und achtsamer Umgang miteinander zwischen Mensch und Hund. Wenn man mit dem Hund nicht respektvoll umgeht, kann man sich die
Beziehung echt versauen und dann bekommt man den Respekt vom Hund auch nicht mehr. Also das ist für mich ein Must Have. Das bezieht sich aber auch auf viele weiterführende Dinge. Es gibt ja nicht nur den Menschen und den Hund beim Mantrailing. Es gibt auch noch den Coach. Und da ist mir gerade bei meiner Umsetzung wichtig, dass von dort aus auch ein respektvoller Umgang kommt. Das findet man in der Hundeszene oft nicht so, oder überall zwischen uns Menschen, dass man vergisst, achtsam miteinander umzugehen. Als guter Coach tue ich das mit dem Hund sowieso, aber eben auch mit dem Menschen, den ich da gerade anleite. Auch ein Must Have, um ein gutes Mantrailing umzusetzen.
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Liebe Sabine, wir danken Dir für diesen tollen Einblick ins NatureBased® Mantrailing!